Achtung Welpenblues!
Meine Traumvorstellung über das Leben mit einem Welpen war rosarot. Ein kleiner Hund mit großen Kulleraugen, tapsigen Pfötchen und weichen Schlappohren, war seit meiner Kindheit mein größter Wunsch. Doch als wir das kleine Bündel Fell nach so vielen Jahren des Wartens endlich zu uns holten, kam ich schnell auf dem Boden der Tatsachen an.
Willkommen in der Realität
Direkt nach Ayvys Einzug wurde mir bewusst, dass das Leben mit einem Hund ganz anders ist, als ich es mir vorgestellt hatte. Plötzlich war ich mit einem kleinen Wesen konfrontiert, dass 100 % meiner Aufmerksamkeit und Energie kostete. Ein unkontrollierbarer Piranha der alles anknabbert, was nicht niet und nagelfest ist. Inklusive unserer Arme.
Innerhalb kürzester Zeit wurden aus unseren Teppichen Löseplätze. Natürlich war uns bewusst, dass die ersten Monate mit einem Welpen anstrengend sein würden, jedoch war die Wirklichkeit wesentlich intensiver als erwartet.
Herausforderung im Alltag
Schnell wurde mir bewusst, dass sogar der einfache Gang in den Supermarkt nun minutiös geplant werden musste. Schließlich konnte ich Ayvy dorthin weder mitnehmen, noch konnte ich sie zuhause alleine lassen. Die Freiheit meinen Alltag unbeschwert und spontan erleben zu können, löste sich mit Ayvys Einzug in Luft auf. Nun war ich abhängig davon, dass mein Mann die Einkäufe für uns erledigte und meine Freundin zum Hundesitten zu Besuch kam, damit ich mir die Nägel machen lassen konnte. Alles musste sorgfältig geplant werden, weil das mit einem kleinen Welpen nun mal so ist. Mich daran zu gewöhnen war ein ziemlicher Akt für mich. Ich wusste, es würde nicht für immer so bleiben, jedoch war der Moment als solches dadurch trotzdem anstrengend.
Keine emotionale Bindung
Womit ich überhaupt nicht gerechnet hatte war, dass ich eine Weile brauchen würde, um Ayvy lieb zu haben. Der ganze mit ihrer Anwesenheit verbundene emotionale Stress, blockierte meine Gefühle für sie. Ich war komplett übermüdet, durch den Schlafentzug und durch meine verloren geglaubte Freiheit komplett entnervt. Auch die Situation zuhause förderte unsere Beziehung nicht. Kaum hatte ich den Teppich getrocknet und gesäubert, hing sie schon mit ihren kleinen Reißzähnen im Esszimmerstuhl. Ich musste sie dauerhaft im Auge behalten, damit sie nicht die Wohnung auseinandernahm. Sie innig in mein Herz zu schließen brauchte Monate.
Spaziergang unmöglich
Draußen sah sie es absolut nicht ein spazieren zu gehen. Kaum verließen wir die Grundstücksgrenze, bockte sie rum und blieb sitzen. Ihre Geschäfte machte sie am liebsten in unserer Wohnung oder auf unserem Balkon. Den Rasen vor unserem Haus fand sie zwar spannend, aber nutzte ihn lieber zum schnüffeln oder schlafen. Ich fühlte mich mit der Situation absolut überfordert und ausgelaugt. Immerhin war es ein sonniger und warmer Junimonat. Das ist positiv anzumerken.
Happy End
Nach ungefähr drei Monaten stellten sich langsam erste Erfolge in der Erziehung ein und Ayvy wurde stubenrein. Ich entdeckte, dass sie eine eigene Persönlichkeit besaß und mir fielen immer mehr niedliche Dinge an ihr auf. Langsam konnte ich mich von den ersten Wochen erholen und mein Herz für sie öffnen. Wir wurden immer mehr ein Team. Viele Alltagssituationen schweißten uns zusammen. Ich konnte sie mehr und mehr alleine lassen, was mich enorm entspannte.
Heute kann ich mir ein Leben ohne unsere kleine Maus gar nicht mehr vorstellen. Ich habe sie so lieb, dass mir der bloße Gedanke an ihren Verlust direkt Tränen in die Augen befördert. Es ist genauso geworden, wie alle es gesagt haben: Erst anstrengend, aber am Ende alles gut.